Geschäftskonzept + Ratgeber: Selbstständig als Kurier- und Botendienst

Geschäftskonzept und Ratgeber: Selbständig als Kurier- und Botendienst

1. Chancen und Risiken

Der Markt für Kurier- und Botendienste boomt schon seit Jahren und verzeichnet Zuwachsraten von durchschnittlich 15%. Nach Schätzungen befördern die rund 5.000 Kurier- und Expressdienste in Deutschland mit ca. 50.000 Boten rund 2 Million Sendungen täglich und erwirtschaften damit einen Jahresumsatz von 10 Milliarden Euro.

Man unterscheidet zwischen Kurier- und Botendiensten. Kurierdienste sind überregional, zum größten Teil auch international organisierte größere Unternehmen, die mit ihrem Leistungsangebot zwischen Post und Spedition einzuordnen sind. D.h. sie bieten den Service der Post – Zustellung bis zum Adressaten auch über längere Strecken – und den der Spedition – individueller Transport, schnell und direkt -.

Botendienste sind dagegen in der Regel kleinere Firmen, die nur regional bzw. lokal organisiert sind. Wenn man heute etwas ganz eilig verschicken muss, kann man in vielen Orten einfach zum Telefon greifen und einen Botendienst beauftragen. Dessen Fahrer holt die Sendung ab und bringt sie persönlich zum Empfänger.

Die Kunden sind hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen. Die Aufträge betreffen meist Lieferanten und Firmen oder Behörden in der gleichen Stadt oder näheren Umgebung. Das Transportgut besteht aus eiligen Briefen oder Dokumenten, Ersatzteilen, die dringend eingebaut werden müssen, oder Waren, die termingerecht ankommen müssen. Den Absendern kommt es auf pünktliche oder schnellstmögliche Lieferung an sowie auf die Garantie, dass die wichtigen Sendungen ohne Beschädigung oder Verlust ihr Ziel erreichen.

Der Wettbewerb zwischen den bestehenden Unternehmen ist schärfer geworden, in einzelnen Ballungsräumen hat er sich zum Teil sogar ruinös entwickelt. Besonders Neulinge versuchen oft, sich über Dumpingpreise durchzusetzen, eine Politik, die zwar die Zentrale eine Weile durchhalten kann – nicht aber die in der Regel als Subunternehmer beteiligten Fahrer (s. auch Punkt 4).

Dagegen werden sich die Anbieter langfristig durchsetzen, die über eine schlagkräftige Organisation verfügen und ständig an der Verbesserung ihrer Einsatzplanung arbeiten. Geschwindigkeit, Sicherheit und Bequemlichkeit für den Auftraggeber sind die Maßstäbe der Branche. Wer ohne hinreichendes Know-how an den Start geht und keine gleichbleibende Qualität bietet, hat trotz des Auftragsbooms kaum eine Chance. Die Zahl der Konkurse ist daher hoch.

Trotz der verschärften Konkurrenzsituation haben regionale Botendienste die Möglichkeit von überregionalen Transport- und Kurierdiensten zu profitieren, z.B. vom Intercity-Kurier der Bahn. Mit dem Intercity-Kurier bietet die Bundesbahn eines der schnellsten Transportmöglichkeiten von Stadt zu Stadt an. Es hat allerdings den Nachteil, dass die Sendungen am Bahnhof eingeliefert und am Zielort auch wieder abgeholt werden müssen – eine Leistung, die dann häufig von lokalen Botendiensten übernommen wird.

2.Versicherungen

Gerade Existenzgründer, die oft ihr gesamtes Vermögen und darüber hinaus geliehene Gelder in ihr neues Unternehmen stecken, sollten zumindest die schwerwiegenden Risiken, die sich aus einer selbständigen Tätigkeit ergeben, absichern.

Unerlässlich ist eine Betriebs-Haftpflicht-Versicherung: Sie schützt Sie vor Haftpflichtansprüchen aus Personen- oder Sachschäden. Bzgl. des eigentlichen Gewerbes benötigen Sie möglicherweise verpflichtend eine Güterschaden-Haftpflicht-Versicherung, auch Transport- oder Frachtführer-Haftpflicht-Versicherung genannt.

Weiterhin zu empfehlen ist eine Betriebsunterbrechungs-Versicherung: Sie betrifft Schäden, die durch eine Betriebsunterbrechung, z.B. durch Stromausfall, entstehen.

Darüber hinaus sind Sachversicherungen von Bedeutung: Sie decken verschiedene Risiken ab, z.B. Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Glasbruch, Einbruch, Diebstahl u. ä.

Wenn Sie alleine arbeiten und wenige Rücklagen haben, empfiehlt sich, zusätzlich zu Ihrer Kranken-Versicherung, eine Krankengeldtage-Versicherung: Sie sorgt dafür, dass Sie bei längerer Krankheit zumindest Ihre wichtigsten persönlichen und beruflichen Kosten decken können. Allerdings Vorsicht: Die Höhe des zu versichernden Krankengeldes kann der Versicherte beliebig wählen und versichern. Grundsätzlich sehen die Versicherungsbedingungen aber fast immer vor, dass nur das durchschnittliche Tageseinkommen der letzten 2 Jahre vor der Erkrankung als Berechnungsgrundlage gilt und keine weiteren Versicherungen gleicher bestehen dürfen.

Auf keinen Fall sollten Sie vergessen, eine Transport-Haftpflicht-Versicherung (auch Güterschaden- oder Frachtführer-Haftpflicht-Versicherung genannt) abzuschließen, um Sachschäden und Vermögensverlusten, die bei der Lieferung entstehen können, abzudecken.

Sicherlich gibt es noch eine Reihe anderer Risiken, die Sie absichern können. Damit Sie sich einen sinnvollen, auf das Wesentliche beschränkten, Versicherungsschutz zulegen, sollten Sie mit einem Versicherungsfachmann sprechen.

3. Rechtliche Voraussetzungen

Für Kleintransporte wie die Botendienste, aber auch Versandhausauslieferer oder Arzneimitteltransporte besteht völlige Gewerbefreiheit. Es ist keinerlei Genehmigung erforderlich. Gemäß § 4 Abs.2 GüVG, Freistellungsverordnung v. 29.7.69 unterliegt der Transport von Fracht in Kraftfahrzeugen unter 750 kg Nutzlast nicht dem Güterkraftverkehrsgesetz. Allerdings muss das Gewerbe angemeldet werden.

Personenbeförderung ist ohne Taxierlaubnis bzw. Personenbeförderungsschein (für Fahrer) nicht erlaubt. Weiterhin ist beim Transport gefährlicher Stoffe und Waffen Vorsicht geboten. Erkundigen Sie sich beim zuständigen Ordnungsamt und der Gewerbemeldestelle danach, welche Stoffe oder Gegenstände als gefährlich klassifiziert sind. Versichern Sie sich, dass alle Ihre Fahrer entsprechend informiert sind.

Darüber hinaus kann sich die Post auf die bestehenden Regelungen bzgl. der Zustellung von Briefsendungen durch private Zusteller berufen und bei Zuwiderhandlungen auf Unterlassung bestehen. Private Botendienste dürfen nur im innerstädtischen Bereich, z.B. als Sammelsendung zur nächsten Postfiliale Briefsendungen befördern, wenn sie nicht zur privaten Postzustellung zugelassen sind.

Die Aufnahme der Geschäftstätigkeit muss der für den Ort der Tätigkeit zuständigen Ordnungsbehörde bzw. der Gewerbemeldestelle unter Angabe des genauen Geschäftszwecks mitgeteilt werden. Das Finanzamt teilt Ihnen auf die Anmeldung hin eine Steuernummer zu. Innerhalb von acht Tagen nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit wird zusätzlich die Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft fällig, die alle Beschäftigten gegen Unfall und Berufskrankheiten versichert.

4. Kapitalbedarf und Finanzierung

Die meisten Botendienste, die im innerstädtischen oder regionalen Bereich arbeiten, beginnen mit Fahrern, die als Subunternehmer die Aufträge ausführen. Die Zentrale hat in dem Fall die Aufgabe einer Leitstelle bzw. Disposition, also der Auftragsannahme und Koordination der Fahrer. Dafür kassiert die Zentrale feste Beträge und/oder Umsatzbeteiligungen für die Vermittlung der Aufträge. Eigene Fahrzeuge mit Stammfahrern werden erst angeschafft, wenn sich die Auftragslage entsprechend stabilisiert hat.

Die Anfangsinvestitionen können bei einem solchen Start im Rahmen von rund EUR 30.000 bewältigt werden. Die Anschaffung zumindest eines eigenen Fahrzeuges, das in Notfällen als “Feuerwehr“ eingesetzt werden kann, sollte ebenfalls im Anfangsbudget eines Botendienstes enthalten sein. Dazu kommen Ausgaben zur Einrichtung der Zentrale, eines kleinen Büros und eine finanzielle Rücklage, die die Kosten für die ersten Geschäftsmonate (Miete, Werbung etc.) deckt.

Immerhin können Existenzgründer aus dieser Branche sich bemühen, einen ähnlichen Rabatt mit den Fahrzeugherstellern auszuhandeln, wie ihn Autovermieter erhalten (ein Preisnachlass bis zu 20% ist dann drin). Auch Kurier- und Botendienste können damit argumentieren, dass sich ein regelmäßiger Bedarf an Neuwagen ergeben wird.

Trotzdem – die Finanzierung solcher Summen wird dem Gründer nicht leicht gemacht. Günstige staatliche Existenzgründungskredite dürften schon deshalb nicht in Frage kommen, weil die wenigsten Inhaber dieser Unternehmen Erfahrung aus dem Verkehrsgewerbe (z.B. als berufserfahrener Speditionskaufmann) mitbringen. Das aber ist entscheidende Voraussetzung für die Gewährung staatlicher Hilfen.

Wer ein gutes Konzept, ein positives Gutachten über die zukünftigen Chancen und Berufserfahrung vorweisen kann, für den findet die Hausbank evtl. auch in eigener Regie eine Lösung für die Finanzierung. In diesem Fall erhält die Bank die Kfz-Briefe der finanzierten Fahrzeuge als Sicherheit. Das allein genügt im Allgemeinen aber noch nicht. Banken verlangen für die Fahrzeuge außerdem eine Vollkaskoversicherung, um auf diese Weise ihren Kredit auch bei einem Totalschaden sichern zu können.

Der Weg in das Leasing von Fahrzeugen bleibt den meisten Existenzgründern ebenfalls verschlossen. Die Leasingfirmen prüfen sorgfältig die Zahlungsfähigkeit und Bonität eines Kunden, bevor sie ihm ein Auto auf Mietbasis anvertrauen. Wenn allerdings die Geschäfte nach ein paar Jahren gut laufen und entsprechende Bilanzen vorgelegt werden können, sieht die Sache günstiger aus.

Dem Anfänger bleibt noch der Weg zu den Lieferanten, die gegen einen Wechsel über einjährige Laufzeit helfen, die Fahrzeuge zu finanzieren. Diese Finanzierungsform kann aber ihre Tücken haben, wenn zum Zeitpunkt der Fälligkeit des Wechsels die Geschäfte nicht gut sind und kein Geld in der Kasse ist. Informieren Sie sich am besten vorher bei einem Kreditinstitut über die Formalitäten dieser Geldgeschäfte bzw. über mögliche Alternativen.

Eine weitere Möglichkeit bieten spezialisierte Fahrzeugvermieter. Dort kann man so ziemlich jedes Fahrzeug mittels einer Langzeitmiete erhalten. Die Bedingungen und Mietpreise sind allerdings sehr unterschiedlich.

5. Service und Spezialangebote

Erfolgschancen für Existenzgründer bieten sich vor allem im Bereich Botendienste, also im regionalen Service. Auf diesem Markt bestimmen drei grundsätzliche Kundenwünsche den Service der Anbieter:

  • Sicherheit – der Kurier übernimmt die Verantwortung für die Sendung bis zum Adressaten
  • Geschwindigkeit – jede Sendung wird bei Bedarf sofort auf dem schnellsten Weg zugestellt
  • Bequemlichkeit – die Sendung wird beim Kunden abgeholt

Auf die Transportkosten, die bei diesen Anforderungen entstehen, kommt es den Kunden der Botendienste erst in zweiter Linie an.

Ebensowenig interessieren sich die Kunden dafür, welches Transportmittel gewählt wird. So wählen einige Botendienste in innerstädtischen Verkehrsspitzenzeiten Motorroller als Transportmittel, um schneller voranzukommen. Für manche Fahrstrecken mag die U-Bahn oder Deutsche Bahn in Kombination mit Taxistrecken sinnvoller sein als der Boten-Pkw. Häufig sind die Kuriere in Großstädten auch mit dem Fahrrad unterwegs, um im Eiltempo am stehenden Verkehr der rush-hour vorbeizukommen.

Allgemein sind die Zentralen, also die Auftragsannahmen der Kurierdienste, an Wochentagen zwischen 7 und 20 Uhr besetzt, am Samstag von 9 bis 14 Uhr. Einige umsatzstarke Unternehmen, die sich mit einem besonderen Service profilieren wollen, leisten sich eine Zentrale, die rund um die Uhr besetzt bleibt und auch nachts und am Wochenende Fahrer in Bereitschaft hat. Für Botendienste, die diese Größenordnung erreicht haben und einen 24-Stunden-Service anbieten, wäre ein weiterer – recht preisgünstig angebotener – Sonderservice interessant: Die Overnight-Garantie. Bei diesem überregionalen Angebot – Sendungen werden bis 18 Uhr abgeholt und erreichen am nächsten Morgen den Bestimmungsort – ist es notwendig, dass sich mehrere regionale Botenunternehmen zusammenschließen, denn die Sendungen überschreiten in der Regel den eigenen Verantwortungsbereich.

Auch Sonderwünsche von Stammkunden werden von den Botendiensten erfüllt. Auf Wunsch einer Werbeagentur schlüpft z.B. zur Weihnachtszeit der Fahrer eines Hamburger Unternehmens in ein Nikolauskostüm, um die Weihnachtspräsente der Firma bei den Kunden zu verteilen. Das Volumen des privaten Kundenkreises ist minimal, dennoch fahren die Dienste natürlich auch für jemanden, der einen Einkaufskorb vergessen hat, helfen mit Starthilfe beim liegengebliebenen Fahrzeug, übernehmen einen Stadtlotsendienst, helfen auch schon mal beim Aufstellen eines Tannenbaumes.

Die Zusammenarbeit mit Stammkunden kann auch eine hervorragende Gelegenheit bieten, lukrative Spezialisierungen zu entwickeln. So ließ beispielsweise eine Computerfirma eine Anzahl geeigneter Fahrer eines Botendienstes schulen, um Computerteile nicht nur schnell zum Kunden zu bringen, sondern auch direkt einzubauen und die defekten Teile zurückzubringen. In diesem Fall erweitert sich die Fahrleistung um eine technische Leistung.

Allerdings gilt es zu beachten, dass sich bei solchen Konstellationen eine mehr oder weniger große Abhängigkeit ergibt. Es tauchen immer mehr Selbständige gerade aus den neuen EU-Staaten und auch Süd-Europa auf, die mit massiven Dumpingpreisen jeden Mitbewerber aus dem Markt zu drängen versuchen und oft gelingt das auch, weil auch sehr viele Kunden und Auftraggeber ausschließlich weniger auf die Zuverlässigkeit und Erfahrung des Botendienstes und langfristige Geschäftsbeziehungen setzen und eher den billigeren Anbieter wählen. Meist zwingt sie der Preisdruck dazu. Dann kann es durchaus passieren, dass man sehr kurzfristig Personal und Fahrzeuge „über“ hat und nicht einsetzen kann, solange keine neuen Aufträge verfügbar sind. Für den Fall dieses möglichen Risikos sollte man immer einen Plan „B“ in Planung haben.

Auch Mitbewerber, die ihr Gewerbe im Rahmen einer Ich-AG ausüben, stehen mit Ihnen im Wettbewerb. Zunächst können diese Anbieter billiger sein, als sie, weil sie gefördert werden bzw. bestimmte zwangsläufige Ausgaben – noch – nicht haben. Die Vergangenheit hat zwar gezeigt, dass keine 10 % wirtschaftlich „überlebten“, wenn die Förderungen und Vergünstigungen nach 3 Jahren ersatzlos ausliefen und mit normalen Preisen gearbeitet werden musste, aber so lange sind sie nun mal günstigere Mitbewerber für Sie.

Anfängern, die sich auf dem Markt mit speziellen Serviceangeboten profilieren, müssen sich allerdings eines überlegen: Alle Spezialisierungen oder Sonderservice-Angebote müssen nicht nur organisierbar sein und bei den Kunden auf Interesse stoßen, sondern auch betriebswirtschaftlich vertretbar und bezahlbar sein.

6. Informationen zur Betriebsplanung

Die Boten- und Kurierunternehmen sind recht unterschiedlich organisiert. Feste Regeln zur Kalkulation von Preisen oder zu den Gewinnspannen sind daher kaum zu geben.

Die Zentralen, die mit selbständigen Fahrern arbeiten (hauptsächlich bei Botendiensten angewandt), erhalten von den Fahrern eine monatliche Grundpauschale sowie manchmal zusätzlich eine Umsatzbeteiligung am tatsächlichen Auftragsvolumen. Die Beträge der Pauschalen bewegen sich zwischen EUR 200 und EUR 300 im Monat – die Einnahmen aus Aufträgen, die darüber hinausgehen, werden nur anteilmäßig an die Zentrale abgeführt. Dafür vermittelt das Unternehmen Aufträge, erledigt das Inkasso der Kunden, die bargeldlos zahlen (immerhin durchschnittlich 70 %) und trägt das Risiko, wenn der Kunde nicht zahlt. Auf den Unternehmer kommen also zahlreiche Organisationsaufgaben zu: Einsatzplanung, Buchführung, Inkasso, Leitung der Zentrale, etc. Zumindest für die Zentrale wird er zwei oder drei Vollzeitkräfte einstellen müssen, die telefonische Aufträge annehmen und an die Fahrer weiterleiten. So bleibt dem Unternehmer mehr Zeit für die unternehmerischen Aufgaben und die Akquisition von langfristigen Aufträgen oder Dauerkunden.

Gutverdienende Fahrer tragen mit ihrer höheren Arbeitszufriedenheit zum Erfolg des Gesamtunternehmens bei. Zentralen, die mit zu vielen Fahrern arbeiten, um allein schon an der Pauschale zu verdienen, werden langfristig vom Markt verschwinden. Auch Zentralen, die zu billige Tarife (z.B. EUR 0,50 pro km) anbieten, werden schnell ihre Fahrer verlieren, da die auf dieser Basis keinesfalls zurechtkommen können. Man geht in etwa davon aus, dass ein Kleinunternehmen mit zehn Fahrern sich mit 100 Aufträgen am Tag, davon mindestens 30 Daueraufträgen von Stammkunden, über Wasser halten kann. Viel verdient wird dabei aber noch nicht.

Anders bei Unternehmen mit eigener Fahrzeugflotte und angestellten Fahrern (in der Regel bei Kurierdiensten). Sie verdienen hundertprozentig an allen Aufträgen, die abgewickelt werden. Dafür tragen sie weit höhere Lohnkosten und Fahrzeugkosten für ihre Stammfahrer. Wie viele Aufträge jeweils nötig sind, um die Kosten zu decken, hängt von der Betriebsgröße ab. Ein Fahrer kostet mit den Lohnnebenkosten um die EUR 35.000 im Jahr. In jedem Fall sollten in die Kostenrechnung die Ausgaben für Transport-Versicherungen für die z. T. sehr wertvollen Sendungen einbezogen werden. Für selbständige Fahrer kann ein Rahmen-Vertrag mit der Versicherungsgesellschaft abgeschlossen werden.

Die Preise für die Transportleistungen orientieren sich – so problematisch das für den wirtschaftlichen Erfolg werden kann – weniger an den betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten als am Markt, also an den Preisen, die die Konkurrenz fordert. Die Preisunterschiede können für einzelne Leistungen ganz gewaltig sein. Bevor ein Existenzgründer startet, sollte er zunächst die Preislisten der örtlichen Konkurrenz anfordern und prüfen, ob er sein Konzept zu diesen Preisen verwirklichen kann.

7. Fahrer

Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Flexibilität in Notfällen sind das Geschäft des Kurier- und Botendienstes. Von den Fahrern, den Aushängeschildern des Unternehmens bei den Kunden, müssen dieselben Eigenschaften gefordert werden. Die Fahrer und Fahrzeuge – ob PKW, Motorroller oder Fahrräder – sollten ein gepflegtes Äußeres aufweisen. Die meisten Fahrer verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Arbeitslose Lehrer sind häufig darunter anzutreffen, aber auch Leute aus Industrie und Handwerk, zum Teil Studenten, die kurzfristig bereitstehen oder nur einige Tage in der Woche arbeiten.

Die bisherige Berufserfahrung der Fahrer sollte es im allgemeinen mit sich bringen, dass sie selbständig Probleme lösen können und mit Menschen zurechtkommen, denn der Umgang mit den Kunden ist nicht immer ganz einfach; oft haben sie gerade einen wichtigen Termin verpasst oder sind nahe daran und entsprechend aufgeregt. Vom Fahrer wird erwartet, dass er Ruhe und Zuverlässigkeit und das Gefühl “Das schaffen wir schon!“ vermittelt.

Fahrer und Zentrale können nur verdienen, wenn die Fahrer den schnellsten Weg nehmen, ein gutes Navigationsgerät ist ein unverzichtbar. Reich werden kann man bei dieser Arbeit als Fahrer nicht – man hat sein Auskommen, wenn man gut ist. Das durchschnittliche Monatseinkommen bei einer eingesessenen Zentrale beträgt für den Fahrer etwa EUR 4.500. Davon bleiben dem Selbständigen etwa 50 % nach Abzug von Pauschalen und Steuern. Spitzenfahrer bringen es auf EUR 7.500 bei 10 bis 11 Stunden Arbeit.

8. Standort

Etwa 25 qm Bürofläche können ausreichen, um die Zentrale und zwei Schreibtische für die Büroarbeit unterzubringen. Der geringe Platzbedarf macht es möglich, evtl. als Untermieter bei einem anderen Unternehmen oder in ein Bürohaus einzuziehen. Die Innenstadt ist für Kurierdienste nicht nur wegen der teureren Mieten, sondern auch wegen der schwierigen Parkplatzsituation nicht zu empfehlen.

Halteplätze erleichtern den Fahrern den Zugang zur Zentrale. Für den eigenen Fahrzeugpark muss in jedem Fall eine ausreichende Abstellfläche und eine Wartungsmöglichkeit in der Nähe gefunden werden.

Sinnvoll ist auch, die Zentrale so verkehrsgünstig unterzubringen, dass die Fahrer von dort schnell bei den Kunden sein können – also evtl. in einem Gewerbegebiet oder in der Nähe der Stadtautobahn. Die örtlichen Verhältnisse sind hier bestimmend.

Wenn die Lage der Zentrale eher untergeordnet ist, so kann man das von der Entscheidung für die Region, die man bedienen will, kaum sagen. Orte unter 50.000 Einwohner dürften für einen Botendienst nur ausreichendes Auftragsaufkommen aufbringen, wenn sie in gewerblichen Ballungsräumen liegen. Für ein Kurier- und Botenunternehmen ist eine gewisse Konzentration von Klein- und Mittelbetrieben lebenswichtig. Die Preise müssen hier wegen der relativ großen Entfernungen und der häufig nicht sicheren Folgetouren anders kalkuliert werden. Richten Sie sich dort auf eine längere Anlaufzeit ein, in der sie u.U. auch mehr Mittel für die Akquisition aufwenden müssen. Nach den bisherigen Erfahrungen werden solche Dienstleistungen in Großstädten schneller angenommen, während man ihnen auf dem Lande mit einer gewissen Skepsis begegnet.

Um die Konkurrenzverhältnisse am Ort festzustellen, reicht übrigens nicht nur der Blick ins Branchenbuch. Als Konkurrenten treten nicht nur andere regionale Botendienste, sondern auch überregional organisierte Kurierdienste, Speditionen oder Taxiunternehmer auf. Vergessen Sie auch nicht, den Kurierdienst der Post (EMS), TNT, DPD, Hermes, GLS, t-0-f, Fedex, UPS, Citipost u. a., die in Ihrer Region vielleicht schon ihre Aktivitäten entfalten. Bei entsprechender Suche im Internet werden Sie auch sehr schnell feststellen, dass eine ganze Reihe von Anbieter von den Suchmaschinen vorrangig angezeigt werden, was meist daran liegt, dass bezahlbare Anzeigeplatzierungen genutzt werden, egal, ob man die Leistungen tatsächlich erbringt bzw. von Subunternehmern erledigen lässt, was meist der Fall ist, Es lohnt sich also, die Konkurrenz genau unter die Lupe zu nehmen und ggf. bei der örtlichen Industrie- und Handelskammer nach ihren Angeboten zu fragen bzw. selbst im Internet zu recherchieren.

9. Akquisition / Märkte

Die bestehenden Botendienste haben in der Regel einen Kundenstamm, der zwei Drittel des Auftragsvolumens ausmacht. Diese Kunden sind teilweise durch feste Verträge über Liefermengen, aber vor allem durch Zeitpunkt und Regelmäßigkeit an den Botenservice gebunden.

Die Stammkunden rekrutieren sich häufig aus dem graphischen Gewerbe (Druckereien, Buchbindereien, Satzbetriebe, Reproanstalten) und der Werbebranche (Agenturen, Fotographen, Graphiker usw.). Diese Firmen haben notorisch enge Termine bzw. Terminverschiebungen, zu denen sie gerade mit der Herstellung fertig werden, ohne längere Transportzeiten einzuplanen. Aber auch Notare und Rechtsanwälte müssen auf Termine achten, für die manches Schriftstück erst in letzter Minute fertig wird.

Zunehmend greifen auch Industriebetriebe und das produzierende Handwerk zum Service des schnellen Boten. Insbesondere Zulieferbetriebe der Maschinenindustrie, Computerhersteller, die feinoptische Industrie oder zahntechnische Betriebe nutzen die Zeit, die sie durch Boten gewinnen, für die Produktion. Häufig sind hier eilige Ersatzteile zu liefern, deren Ausbleiben teure Produktionsausfälle verursachen kann.

Argumente für die Akquisition können sein: Man erhält Zinsgewinne, Standortnachteile werden durch Geschwindigkeit aufgewogen, die Betriebe können entferntere Absatzmärkte und damit neue Kunden gewinnen, bei Neuakquisitionen kann man Wettbewerbsvorteile und bei Stammkunden besondere Serviceleistungen ins Spiel bringen.

Für den Kunden sind verschiedene Punkte wichtig, mit denen ein neu entstandener Botendienst auch Kunden bestehender Konkurrenten gewinnen könnte: Die Nähe des Boten verkürzt Wartezeiten, ein gut funktionierendes Beförderungs- und Abwicklungssystem, pünktliche Zustellung, günstigere Kosten, Imagefaktoren wie das Verhalten der Fahrer und das Erscheinungsbild der Fahrzeuge.

Vorteilhaft ist in der Branche eine große Anzeige im Branchenbuch, die Leistungen und Preise des Kurierdienstes herausstellt. Ebenso Einträge in ortsbezogene Internetportale. Annoncen in großen Tageszeitungen, Stadtteilzeitungen und Anzeigenblättern sind nur sinnvoll, wenn man regelmäßig inseriert. Bei Adressenverlagen kann man Anschriften potentieller Kunden erhalten und diese mit einem Werbeschreiben über den Betrieb und seine Leistungen informieren. Diese Form der Werbung wird von Werbeexperten als sehr effizient betrachtet und dürfte gerade beim Kundenkreis eines Kurierdienstes angebracht sein.

10. Kontakte

Fachkontakte

Bundesverband des Kurierwesens e.V.
Eimsbütteler Chaussee 23, 20259 Hamburg
Telefon 040 / 43 03 374, Telefax 040 / 43 01 490

Zentralarbeitsgemeinschaft des Straßen- und Verkehrsgewerbes e.V.
Breitenbachstraße 1, 60487 Frankfurt/Main
Telefon 069 / 77 57 19

Bundesverband internationaler Express- und Kurierdienste e.V.
c/o.: RAe Heuking Kühn Herold Kunz Wojtek
Bleichenbrücke 9, 20354 Hamburg
Telefon 040 / 35 52 800

Bundesverband des Deutschen Güternahverkehrs e.V. (BDN)
Breitenbachstraße 1, 60487 Frankfurt am Main
Telefon 069 / 79 190

Vereinigung Deutscher Kraftwagenspediteure e.G.
Eduard-Pflüger-Straße 58, 53113 Bonn
Telefon 0228 / 23 30 29

Betriebs- und Existenzgründungsberatung

RKW – Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft e.V.
Düsseldorfer Straße 40, 65760 Eschborn
Telefon 06196 / 49 51, Telefax 06196 / 49 53 03

Neben verschiedenen Veröffentlichungsreihen zur Unternehmensführung (Literaturliste bestellen!) berät das RKW Existenzgründer und Unternehmer mit eigenen Experten und vermittelt qualifizierte unabhängige Berater, wenn eine intensive Vorbereitung Ihres Vorhabens das erfordert. Die Beratungskosten werden vom Bund mit Zuschüssen gefördert.

Die folgenden Verbände setzen an die Qualität ihrer Mitglieder recht hohe Maßstäbe an und können regional Existenzgründungsberater benennen:

Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) e.V.
Friedrich-Wilhelm-Straße 2, 53113 Bonn
Telefon 0228 / 23 80 55, Telefax 0228 / 23 06 25

Vereinigung beratender Betriebs- und Volkswirte (VBV) e.V.
Holstenstraße 15, 25335 Elmshorn
Telefon 04121 / 25 252, Telefax 04121 / 25 867

BUS-Betreuungsverbund für Unternehmer und Selbständige e.V.
Hildegardstraße 2, 80539 München
Telefon 089 / 22 33 96, Telefax 089 / 22 83 640

difu Deutsches Institut für Unternehmensberatung e.V.
Bruchhäuser Straße 19, 68723 Schwetzingen
Telefon 06202 / 47 58, Telefax 06202 / 24 564

Existenzgründungsberatungen können staatlich bezuschusst werden.

Ein besonderer Beratungsservice für Existenzgründer:

Bundesarbeitsgemeinschaft ALT HILFT JUNG

Fachleute, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, geben Starthilfe durch Beratung in kaufmännischen, finanziellen und organisatorischen Fragen. Die Hilfe ist ehrenamtlich; allgemein wird nur ein Unkostenbeitrag von ca. EUR 25,- pro Beratung verlangt.

ALT HILFT JUNG e.V.
Kennedyallee 62-70, 53175 Bonn
Telefon 0228 / 88 92 36, Telefax 0228 / 88 93 48

Fachzeitschriften

Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen die speziellen Fachzeitschriften Ihrer Branche bieten: Veröffentlichung der wichtigsten Informationen, die die Verkehrswirtschaft betreffen; für Sie relevante wirtschaftliche Informationen; Anzeigen der kooperierenden Firmen, mit denen Sie u. U. in Kontakt treten möchten; die Möglichkeit, eigene Anzeigen aufgeben zu können, wenn Sie z. B. einen Kooperationspartner suchen.

Deutsche Verkehrs-Zeitung – 3 x wöchentlich
(mit internationalen Schiffabfahrtslisten)
Deutscher Verkehrs-Verlag GmbH
Postfach 10 16 09, 20010 Hamburg
Telefon 040 / 23 71 401, Telefax 040 / 23 71 42 55

Transport Markt – monatlich
Transport Markt Verlag GmbH
Ehlersberger Weg 214, 22889 Tangstedt
Telefon 040 / 60 71 445, Telefax 040 / 60 72 343

Die meisten Verlage geben übrigens kostenlose Probehefte ab.

11. Adressen und Infos für Existenzgründer

Erste Anlaufadressen

Die Industrie- und Handelskammern geben mit ihren kostenlosen Beratungen für Existenzgründungen erste Antworten auf Ihre Fragen und vermitteln Sie bei Bedarf an Spezialisten für weiterführende Beratungen. Sie zeigen Ihnen u.a. einen Weg durch den Dschungel der vielfältigen staatlichen Förderprogramme aus Bundes- und Landesmitteln. Ihre örtlichen Kammern finden Sie im Telefonbuch bzw. im Internet oder über die

Vereinigungen der Industrie- und Handelskammern der einzelnen Bundesländer, wie z. B. in Nordrhein-Westfalen

Vereinigung der Industrie- und Handelskammer
des Landes Nordrhein-Westfalen
Goltsteinstraße 31, 40211 Düsseldorf
Telefon 0211 / 36 70 20, Telefax 0211 / 36 70 221

Service der IHKs:

  • kostenlose Beratung für Existenzgründer
  • Auskunft über gewerberechtliche Fragen
  • Hilfe bei der Standortsuche
  • Seminare
  • Kooperationsbörse
  • u. a.

RKW-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
Sohnstraße 70, 40237 Düsseldorf
Telefon 0211 / 68 00 10, Telefax 0211 / 68 00 168

Fachverbände

Verband des Verkehrsgewerbes Nordrhein e.V.
Engelbertstraße 11, 40233 Düsseldorf
Telefon 0211 / 73 85 820, Telefax 0211 / 73 34 309

Verband für das Verkehrsgewerbe Westfalen-Lippe e.V.
Fachvereinigung Güternahverkehr
Westfalendamm 78, 44141 Dortmund
Telefon 0231 / 52 82 26

Öffentliche Finanzierungshilfen

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen
Kavalleriestraße 8-10, 40213 Düsseldorf
Telefon 0211 / 13 00 035, Telefax 0211 / 13 00 054

Service: u. a. Beratung über die verschiedenen Förderprogramme des Bundes und des Landes (speziell unter dem Gesichtspunkt der Ansiedlung an besonders geförderten Standorten) + Vermittlung von Kontakten zu Fachberatern und Spezialisten

Investitionsbank NRW
Karl-Arnold-Platz 1, 40474 Düsseldorf
Telefon 0211 / 82 609, Telefax 0211 / 82 66 164

Investitionsbank NRW
Servatiiplatz 5, 48143 Münster
Telefon 0251 / 41 204, Telefax 0251 / 41 22 609

Service: u.a. Beratung über die verschiedenen Förderprogramme des Bundes und des Landes, kostenlose Informationsbroschüren

Berufsgenossenschaft

Für die Unfallversicherung in Ihrer Branche ist zuständig:

für motorisierte Kuriere:

Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen
Max-Brauer-Allee 44, 22765 Hamburg
Telefon 040 / 38 10 90, Telefax 040 / 38 10 92 90

für Fahrradkuriere:

Großhandels- und Lagerei-Berufsgenossenschaft
M 5, 7, 68161 Mannheim
Telefon 0621 / 18 30, Telefax 0621 / 18 33 00

Alle Angaben wurden mit Sorgfalt ermittelt und überprüft. Da sie jedoch ständigen Veränderungen unterliegen, kann für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr übernommen werden.

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Simone Schäfer aus Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen.
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