Bevorzugte Körperseiten – Die Frage des Tages

Seitenvorlieben lassen sich nicht nur bei Menschen beobachten, die bevorzugt die rechte oder die linke Hand benutzen.

So haben Biologen beispielsweise darauf hingewiesen, dass Katzen eine Lieblingspfote hätten; bei manchen sei es die linke, bei anderen die rechte. Auch bei Berührungen im Miteinander von Menschen gibt es nach Angaben von Wissenschaftlern Seitenvorlieben. Dies zeige sich zum Beispiel dann, wenn der Kopf beim Küssen eher nach rechts als nach links geneigt werde. Was sind die Gründe dafür?

Antwort: Eine Forschergruppe von der Universität Bochum hat die Erkenntnisse über die Hintergründe von Seitenvorlieben bei sozialen Aktivitäten wie dem Küssen und Umarmen in einem Beitrag für das Fachjournal „Neuroscience & Biobehavioral Reviews“ zusammengefasst. Danach spielt für die beobachteten Vorlieben eine Rolle, ob jemand Rechts- oder Linkshänder ist. Damit allein ließen sie sich allerdings nicht erklären, betonten die Wissenschaftler. Dass auch der emotionale Zusammenhang von Bedeutung sei, zeige sich besonders deutlich beim Umarmen.

Fachleute schätzen, dass von zehn Menschen ungefähr einer Linkshänder ist. Wenn Menschen mit einem Stift etwas schreiben, ist nach Erkenntnissen von Forschern bei Rechtshändern überwiegend die linke Hirnhälfte dafür verantwortlich, bei Linkshändern die rechte. Dies, so heißt es, hänge mit den über Kreuz verlaufenden Nervenbahnen zusammen, sprich: Eine Hirnhälfte steuert die gegenüberliegende Körperseite. Auch bei Katzen und Affen haben Wissenschaftler festgestellt, dass sie die Gliedmaßen einer Seite bevorzugen, etwa, um sich zu kratzen. Ein ähnliches Verhältnis wie zwischen den Links- und Rechtshändern bei den Menschen gibt es bei ihnen allerdings nicht; die Zahl der Tiere, die die linke Seite bevorzugen, ist etwa genauso hoch wie die derjenigen, die lieber Gliedmaßen der rechten Seite einsetzen. Über die Gründe dafür, dass die meisten Menschen vorzugsweise ihre rechte Hand nutzen, wird seit Langem spekuliert. Eine endgültige Antwort steht noch aus. Diskutiert wird neben vorstellbaren genetischen Ursachen auch die Möglichkeit, dass ein Zusammenhang mit der Lage des Sprachzentrums im Gehirn bestehen könnte. Schließlich befindet sich auch dieses bei den meisten Menschen links.

Wie die Bochumer Kognitionswissenschaftler erklären, die zu den Autoren des im Fachjournal „Neuroscience & Biobehavioral Reviews“ veröffentlichten Beitrags gehören, machen sich Seitenvorlieben nicht nur dadurch bemerkbar, dass der Kopf beim Küssen eher nach rechts als nach links geneigt wird. Sie ließen sich zum Beispiel auch daran ablesen, dass es üblich sei, eine Umarmung mit der rechten Hand einzuleiten und ein Baby in der linken Hand zu wiegen. Sowohl beim Umarmen als auch beim Küssen gehen Fachleute davon aus, dass die dominante Hand, mit der der Vorgang eingeleitet wird, eine Rolle spielt. Die verbreitete Praxis, Babys in der linken Hand zu wiegen, wird damit erklärt, dass dadurch die dominante rechte Hand frei bleibe. Dies eröffne die Möglichkeit, andere Dinge zu erledigen, während das Kind gehalten werde.

Dass sich nicht alle Verhaltensweisen allein auf die Händigkeit zurückführen lassen, zeigt sich laut den Wissenschaftlern in emotionalen Situationen, also beispielsweise dann, wenn sich zwei Menschen besonders freuen, weil sie sich nach langer Zeit wiedersehen, oder wenn einer einen anderen trösten möchte. In solchen Situationen lasse sich häufig beobachten, dass sich die Seitenvorliebe nach links verschiebe, und zwar unabhängig davon, ob es sich um positive oder negative Emotionen handele. Emotionen sind Gemütsbewegungen, und diese können positiv sein wie etwa die Freude oder aber negativ wie beispielsweise die Furcht oder die Wut.

Dass es in emotionalen Situationen zu einer Verschiebung der Seitenvorliebe von rechts nach links kommen kann, führte die Bochumer Forschergruppe auf die Tatsache zurück, dass Emotionen hauptsächlich in der rechten Hirnhälfte verarbeitet werden. Diese steuere die Bewegungen der linken Körperhälfte. Wissenschaftler verbinden die körperlichen Bewegungen mit dem Fachbegriff Motorik. Zum Zusammenhang zwischen ihnen und den Emotionen erklären die Wissenschaftler in Bochum, dass es deutliche Hinweise gibt, dass motorische und emotionale Netzwerke im Gehirn interagieren und miteinander eng verschaltet sind.

Mit seinen im Schnitt ungefähr 1.350 Gramm ist das menschliche Gehirn etwa dreimal so schwer wie das Gehirn des Schimpansen, des nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Einer vor wenigen Jahren veröffentlichten Schätzung zufolge enthält das menschliche Gehirn ungefähr 86 Milliarden Nervenzellen (Neuronen). Diese bilden ein äußerst komplexes Netzwerk.

 

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Daniela Kück aus Buchholz in Niedersachsen.
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