Seit Januar 2013 sind in Deutschland Fernbusverbindungen erlaubt. Die Anbieter locken mit Sparpreisen, WLAN an Bord und besonderer Freundlichkeit. Ein Tester der Stiftung Warentest ist mitgefahren – und mit einem positiven ersten Eindruck von der Reise zurückgekehrt.
Neue Linien über mindestens 50 Kilometer
Jahrzehntelang verbot das Personenbeförderungsgesetz, dass Busse parallel zur Bahn Städteverbindungen in Deutschland anbieten. Es gab nur wenige Ausnahmen, hauptsächlich auf Linien von und nach Berlin. Seit Januar 2013 ist das anders. Jetzt können Reisende ähnlich wie in in vielen anderen Ländern auch hierzulande der Fernbus als Alternative zum Auto oder zur Bahn wählen. Der Gesetzgeber erlaubt aber nur Linien mit einer Mindestlänge von 50 Kilometern. Damit will er den hochsubventionierten öffentlichen Nahverkehr schützen.
Sieben große Anbieter
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, ist ein Tester einmal quer durch Deutschland gefahren. Stationen waren unter anderem Hamburg, Frankfurt/Main und Heidelberg. Fünf große Anbieter hat er ausprobiert. Zwei davon bieten Busreisen schon seit vielen Jahren an: Berlin Linien Bus und Deutsche Touring. Die anderen sind Neugründungen. City2city und Aldi konnte der Tester noch nicht unter die Lupe nehmen, da ihre Busse erst im April gestartet sind. City2city ist die deutsche Tochter des britischen Transportunternehmens National Express. Der Discounter Aldi steigt gemeinsam mit dem Bonner Bus-Unternehmen Univers ins Fernbusgeschäft ein. Das Geschäftsmodell der großen Fernbusanbieter ähnelt sich: Sie sorgen für den einheitlichen Markenauftritt, die Linienplanung und Preisgestaltung sowie das Marketing und die Buchung. Die Fahrten führen regionale Buspartner durch. In der Regel gehören ihnen auch die Busse.
Angebote für sparsame Reisende
Die Probefahrt der Stiftung Warentest startete von Berlin nach Hamburg mit einem der ältesten Fernbusunternehmen, dem Berlin Linien Bus (BLB). Hier macht sich die Bahn selbst Konkurrenz, denn sie ist über ihre Tochter Bex zu 65 Prozent am Berlin Linien Bus beteiligt. Die BLB-Doppelstockbusse fahren bis zu 14-mal am Tag von der Spree zur Alster. Die Bahn bietet parallel etwa 20 Verbindungen an. Den Bus nutzen hauptsächlich Reisende, die sparen wollen: Die Bahnfahrt kostet fast das Dreifache (ICE-Normalpreis). Dafür sind Reisende auf der Schiene nicht einmal halb so lange unterwegs wie auf der Straße. Der positive Eindruck der ersten Reise bestätigte sich auf den späteren Touren – von kleinen Ausrutschern abgesehen. Die Fahrt in den recht neuen Bussen war immer angenehm – nicht zuletzt deshalb, weil oft nicht einmal jeder zweite Platz besetzt war. Die Sitze sind bequem, lassen sich recht weit verstellen und bieten auch für Größere ausreichend Beinfreiheit.
Deutsche Touring mit Fehlstart
Aufgrund rechtlicher Auseinandersetzungen hat sich der Start der nationalen Fernbusse des Frankfurter Unternehmens Deutsche Touring um einige Monate verzögert. Nun fahren die Busse – und der Tester ist ein Teilstück auf der seit längerem bestehenden Deutsche-Touring-Nachtverbindung von Hamburg nach Mannheim mitgefahren. Der Komfort entsprach dem Standard, aber es fehlten die Klapptische an den Sitzlehnen, und der Fahrer sprühte nicht gerade vor Freundlichkeit.
Alle Probefahrten pünktlich
Ob die neuen Anbieter neben den günstigen Fahrpreisen dauerhaft mehr Service und Freundlichkeit bieten werden, wird sich zeigen. Bei den Testfahrten jedenfalls waren die Fahrer von Dein Bus, Flixbus oder Mein Fernbus ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Dass alle Probefahrten tatsächlich pünktlich ans Ziel kamen, dürfte aber eher Zufall gewesen sein. Der kostenpflichtige Special zeigt die Eindrücke des Testers im Detail, gibt einen Überblick über das aktuelle Busreise-Angebot und die Preise der sechs großen Fernbusanbietern und zeigt an Beispielen, was das Reisen mit dem Bus im Vergleich zur Bahnreise kostet.
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