Mobil sein und bleiben – Seniorenratgeber

Mobil sein und bleiben – Altersratgeber

„Bald wieder auf den Beinen sein“ ist eine bekannte Redensart. Sie bezeichnet zwar Genesung in allen möglichen Bereichen, bringt jedoch zum Ausdruck, wie wichtig die Gliedmaßen, mit denen wir gehen und laufen, für uns sind. Es gibt diverse medizinische und sonstige Angebote, die dazu beitragen, auch im Alter noch mobil zu sein.

Auch im Lebensabend noch möglichst unabhängig zu sein, wünscht sich wohl jeder. Erkrankungen können die Mobilität jedoch beeinträchtigen. Je nach Schwere kann eine Operation helfen die Lebensqualität wiederzuerlangen oder es reicht eine konservative Behandlung aus.

Endoprothesen
Der Einsatz künstlicher Gelenke zählt in einer immer älter werdenden Gesellschaft längst zum Alltag in Krankenhäusern. Eine verbreitete Erkrankung, die eine Endoprothese erforderlich machen kann, ist die Arthrose. Laut dem ROBERT KOCH INSTITUT (RKI) ist sie die weltweit häufigste Gelenkerkrankung bei Erwachsenen und nicht heilbar. Bei Arthrose kommt es zum langsamen, aber stetigen Abbau des Gelenkknorpels. Mit Fortschreiten können dem RKI zufolge auch angrenzende Knochen, Muskeln, Kapseln und Bänder in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Folge sind Schmerzen und Funktionseinschränkungen, die meist zu Bewegungseinbußen, Behinderungen und Einschränkungen im Alltag und damit zu einem erheblichen Verlust an Lebensqualität führen.

Arthrose kann an allen Gelenken auftreten, vermehrt zeigt sie sich aber an Knie-, Hüft- und Schultergelenken sowie den Finger- und Wirbelgelenken, so das Institut. Die Behandlung umfasst die konservative Behandlung wie Physio- oder Ergotherapie, den Gebrauch von Hilfsmitteln und medikamentöse Therapie sowie Operation. Zu den OP-Methoden zählt unter anderem der Einsatz künstlicher Gelenke. Besonders bekannt sind die Hüftoperationen, bei denen entweder nur der Gelenkkopf ausgetauscht wird (Hüftkopfprothese) oder aber bei der Totalendoprothese (TEP), bei der alle Teile des Gelenks ersetzt werden. Laut Techniker Krankenkasse (TK) zählen diese Operationen mit mehr als 150.000 Eingriffen pro Jahr zu den häufigsten in Deutschland. Für alle, die sich mit dem Thema Hüftoperation beschäftigen müssen, bietet die Kasse online grundlegende Informationen dazu.

Zertifiziertes Zentrum für Gelenkersatz
Die Weiterentwicklung neuer Möglichkeiten wird stetig vorangetrieben. Seit Anfang 2014 gibt es zum Beispiel in Bremen ein zertifiziertes Zentrum für Gelenkersatz. Es befindet sich im „Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen“ (RKK), das „EndoProthetikZentrum Rotes Kreuz Krankenhaus“ (EPZ), wo künstliche Knie- und Hüftgelenke nach den neuesten medizinischen Leitlinien implantiert werden. Voraussetzung für das Gütesiegel war nach Angaben des RKK ein Höchstmaß an medizinischer Kompetenz und Versorgungsqualität, eine Mindestanzahl an Einsatz- und Wechseloperationen sowie eine bestimmte Anzahl von Operationen der einzelnen Ärzte. Das EPZ muss sich regelmäßig von unabhängigen Dritten auf die Einhaltung dieser Standards überprüfen lassen, um die Zertifizierung zu behalten. Wie das RKK mitteilt, fließen alle ermittelten Daten und Fakten nach erfolgter Einführung des Systems an das Deutsche Endoprothesenregister.

Mit der Zertifizierung des EPZ und der Teilnahme am Endoprothesenregister werden strukturierte, gute und nachprüfbare Prozess- und Ergebnisqualität mittlerweile auch der Öffentlichkeit gezeigt, so der Leiter des EPZ und Chefarzt der Klinik für operative Rheumatologie.

Das RKK versorgt seit Jahrzehnten auf hohem Niveau Patienten mit künstlichem Gelenkersatz. Durch den Schwerpunkt in der operativen Rheumatologie, Unfallchirurgie und physikalischen Medizin haben die Ärzte die Kompetenz und Erfahrung auch bei schwierigen Fällen, so der ärztliche Geschäftsführer des RKK. In Kooperation mit der Medizinischen Klinik des Krankenhauses können auch Patienten operiert werden, die aufgrund etwaiger Vorerkrankungen nach einer OP eine intensivmedizinische Versorgung benötigen.

Zentrum der Maximalversorgung
Am DIAKO, dem Krankenhaus und Gesundheitszentrum im Bremer Westen, wurde zum Beispiel die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Oktober 2012 als eine der ersten in Deutschland als Endoprothesen-Zentrum für Maximalversorgung zertifiziert. Damit ist sie für alle Gelenkersatzoperationen und bei Problemen mit Endoprothesen zuständig und verfügt über einen nachgewiesenen maximalen Standard in der Behandlungsqualität. Die Experten übernehmen nicht nur Primäreingriffe, sondern auch komplexe Wechseloperationen. Dank der beteiligten Fachbereiche können auch schwerkranke Patienten versorgt werden. Pro Jahr führt das DIAKO nach eigenen Angaben etwa 1.000 Prothesenoperationen (Einsatz und Wechsel künstlicher Knie-, Hüft- und Schultergelenke) durch.

Um im Pilotprojekt von EndoCert statt „Endoprothetikzentrum der Basisversorgung“ eines der Maximalversorgung zu werden, musste das DIAKO mehr Kriterien, als für ein Basiszentrum erforderlich sind, erfüllen. Dazu gehören standardisierte Strukturen, um auch komplexe Fehlstellungen und alle Komplikationen beim Einsatz und Wechsel von Prothesen behandeln zu können. Etwa, wenn künstliche Gelenke aufgrund von Infektionen ausgetauscht werden müssen. Bei der Zertifizierung mussten auch die Innere Medizin, die Intensivstation und die Gefäßchirurgie mit einbezogen werden. Bei jeder Operation im Zentrum muss einer der besonders erfahrenen sogenannten Hauptoperateure beteiligt sein. Wer auf dem Niveau der Maximalversorgung als ein solcher Experte tätig sein will, muss laut DIAKO jährlich 200 Eingriffe zum Ersteinbau künstlicher Hüft-, Knie- und Schultergelenke nachweisen plus mindestens 50 Wechseloperationen.

Gelenkerhaltende Operationen
Nicht immer ist eine Endoprothese erforderlich, es kann auch eine gelenkerhaltende Operation angemessen sein. Laut ROBERT KOCH INSTITUT wird bei leichter bis mittelschwerer Arthrose mit sogenannten arthroskopischen Methoden versucht, störende Knochenwucherungen und freie Gelenkkörper abzutragen (Débridement) sowie Knorpelauffaserungen und -ablösungen zu entfernen oder Aufrauungen zu glätten (Shaving). Als begleitende Maßnahme wird das Gelenk gespült und von abgeriebenem Knorpelmaterial und Entzündungssubstanzen befreit (Lavage). Die Effekte dieser orthopädischen Operationen sind dem RKI zufolge Schmerzlinderung, Stabilisierung der Gelenkführung und Verbesserungen der Gelenkmechanik, die jedoch meist nur von kurzer Dauer seien.

Physiotherapie
Wenn es darum geht, mit konservativer Therapie auf den Beinen zu bleiben, ist neben medikamentöser Behandlung häufig Physiotherapie involviert. Leidet jemand etwa an Arthrose, so kann laut dem Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK) Krafttraining, insbesondere der gelenkführenden Muskeln, dosiertes Belastungstraining, Schulung im Gebrauch von Hilfsmitteln sowie Koordinations- und Gleichgewichtstraining zum Einsatz kommen. Ein weiteres Beispiel für Krankheiten, die die Beine betreffen können und bei denen physiotherapeutische Hilfe erforderlich ist, ist die rheumatoide Arthritis. Der Physiotherapeut setzt laut Verband zum Beispiel manuelle Therapie, Wärme- und Kältetherapie, Wassergymnastik, medizinische Bäder, Massagen und Elektrotherapie ein.

Nicht nur in der konservativen Behandlung, sondern auch postoperativ ist Physiotherapie erforderlich. So sehen etwa die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und des Berufsverbandes der Ärzte für Orthopädie vor, dass Koxarthrose-Patienten, die sich einer Hüfttotalendoprothesen-Operation unterziehen, als Nachbehandlung eine individuelle Physiotherapie mit frühzeitiger Mobilisation und individuellem Belastungsaufbau erhalten.

Sport
Für diejenigen, die keine Erkrankung haben, sind reguläre Fitnessstudios eine gute Möglichkeit, etwas für die Gesundheit zu tun und so möglichst lange auf den Beinen zu bleiben. Am besten konsultiert man vorab seinen Arzt und sucht sich eine Einrichtung, die ihre Mitglieder intensiv und individuell betreut. Wer dagegen bereits eine Erkrankung hat, sollte genau die körperliche Betätigung suchen, die vom Mediziner empfohlen wird. So gibt es beispielsweise nach Operationen speziellen Reha-Sport, der einem verordnet wird. Das individuelle Training wird zum Beispiel von Physiotherapiepraxen angeboten.

Mit Unterstützung radeln
Was tun, wenn die Kraft in den Beinen nicht mehr so groß ist wie der Mobilitätsdrang ihres Besitzers? Wer gerne radelt und vom Arzt dafür auch grünes Licht bekommt, kann dies mit Unterstützung eines Hilfsmotors tun und auf seinem Pedelec auch steile Anstiege oder Strecken mit Gegenwind wie die Jungen meistern. Die Deutsche Seniorenliga empfiehlt, vor dem Kauf eines Pedelecs einen Blick auf einen der Testergebnisse beispielsweise vom ADAC oder der Stiftung Warentest zu werfen. Neben der Prüfung der Stabilität sollte man besonderes Augenmerk auf die Bremsen werfen.

Bei Felgenbremsen gelte es darauf zu achten, dass diese mit sogenannten Nassbremsbelägen ausgerüstet sind. Die besten Bremswerte haben hydraulische Scheibenbremsen, wobei diese mit viel Fingerspitzengefühl bedient werden müssen, denn bei zu festem Zupacken blockiert das Vorderrad und man stürzt, warnt die Seniorenliga. Neben technischen Voraussetzungen ist für eine sichere Fahrt der Fahrstil entscheidend. Pedelecs sind deutlich schneller und schwerer als übliche Räder. So kann es in forscher Kurvenfahrt schneller zu Stürzen kommen und Bremswege werden leicht unterschätzt. Daher sollte man als Anfänger besonders vorsichtig fahren und sich mit dem neuen Gefährt erst einmal vertraut machen. Die Deutsche Seniorenliga bietet eine Checkliste an, die einen umfassenden Überblick bietet, worauf beim Kauf eines Pedelecs zu achten ist.

 

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Sabine Kölschet aus Lilienthal in Niedersachsen.
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