Die neuen Arten der Unhöflichkeiten – ein Ratgeber

Im Gespräch, auf Festen und Feiern oder in der Kneipe bzw. im Restaurant, aber auch in Bus und Bahn muss man oft um die Aufmerksamkeit des Gegenübers kämpfen. Denn in seinem Handy oder Tablet lockt die ganze weite Welt da draußen. Etikette-Trainer fordern mehr Rücksicht und Respekt.

In der Gesprächsrunde schnell noch mal die E-Mails checken, twttern, chatten oder ein Foto posten: Seitdem Handys hochleistungsstarke Computer im Taschenformat sind, auch Smartphones genannt, können wir jederzeit und überall mit der Welt vernetzt sein. Und vergessen dabei schnell die Menschen direkt vor uns. Benimm-Experten sprechen von einer „neuen Art der Unhöflichkeit“. Die Beschäftigung mit Smartphones und Tablets in Gesellschaft anderer brüskiere Mitmenschen und ist rücksichtslos.

Klarer kann man Missachtung des anderen gar nicht darstellen und ausdrücken, so der der Arbeitskreis Umgangsformen International. Denn die unterschwellige Botschaft ist eindeutig: „Du, Mensch mir gegenüber, bist mir unwichtig.“ Für die Knigge-Experten ist klar: Die anwesende Person verdient immer die volle Aufmerksamkeit, egal ob es sich um enge Freunde oder Unbekannte handelt.

Auch wenn man drei Brötchen bestellt und gleich weiter aufs Handy-Display schaut, ist das gegenüber der Verkäuferin bzw. dem Verkäufer extrem unhöflich. Dabei ist kaum anzunehmen, dass Smartphone-Nutzer aus böser Absicht handeln, sondern eher aus Gedankenlosigkeit. Damit verletzen sie aber sogar Menschen, die ihnen lieb sind. Ein Beispiel: Ein Vater aus Hamburg hatte sich mit seiner berufstätigen Tochter in Braunschweig zum Frühstück verabredet. Beide freuten sich auf das Treffen, schließlich sehen sie sich arbeitsbedingt nur noch selten. Doch dann ist man kaum zum Reden gekommen. Die Tochter war die ganze Zeit am chatten und hat Fotos vom Frühstücksbuffet bei Facebook gepostet, erzählte der Vater enttäuscht.

Eifersucht aufs Handy

Problematisch kann das Handy auch in Partnerschaften werden. Einer Umfrage von TNS-Emnid zufolge ist jeder vierte Deutsche eifersüchtig auf die Zeit, die der Partner mit dem Smartphone verbringt. Der andere leidet unter mangelnder Aufmerksamkeit und fühlt sich zurückgesetzt. Das Handy, ein Beziehungs-Killer?

Eine australische Werbeagentur hat hierfür in einer Kampagne für einen Verlag das Kunstwort „phubbing“ kreiert, eine Zusammenfügung aus den englischen Worten „phone“ (Telefon) und „snubbing“, vor den Kopf stoßen. Das Ganze war erfunden, samt Protesthomepage – stieß aber auf große Resonanz. Offenbar hatten die Australier einen Nerv getroffen.

Denn schließlich hat das jeder schon erlebt: Wenn das Display aufleuchtet, ist jeder andere wichtiger als der Mensch direkt vor uns. Das ist das Verletzende in dieser Situation. Soziale Netzwerke machen unser Leben eher unsozialer, warnen die Kommunikationsexperten. Wir verlernen den persönlichen Kontakt von Herz zu Herz und haben weniger Zeit für intensive Gespräche.

Auf der anderen Seite haben Smartphones, Tablets und Co. längst unseren Alltag durchdrungen, bieten Vorteile und bereichern unser Leben. Die Ehefrau fährt heute beim Frühstück ganz selbstverständlich ihr Notebook hoch und informiert sich, so wie ich früher die Zeitung aufgeschlagen wurde. Und die Mutter nutzt Facebook, um Kontakt zu den Enkeln zu halten. Teil der neuen Medien zu sein und gleichzeitig einen angemessenen Umgang zu erlernen, das ist die Herausforderung.

Wir werden im Moment noch von der Technik beherrscht, aber beherrschen sie selbst noch nicht richtig. Oft teilen wir anderen völlig unwichtige Dinge mit, belasten uns mit Belanglosigkeiten – und klagen anschließend über Zeitmangel.

Auch die Etikette-Trainer werben dafür, das eigene Verhalten zu überdenken. In Gegenwart anderer nicht telefonieren oder im Internet surfen, vielleicht sogar das Handy oder Tablet ganz ausschalten – das sollte ein selbstverständliches Zeichen der Wertschätzung anderen Mitmenschen gegenüber sein.

 

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Waldemar Fuchtring aus Braunschweig in Niedersachsen.
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