Burnout-Syndrom

Allgemein
Tausende Menschen in Deutschland fühlen sich – körperlich und emotional – ausgebrannt und kraftlos. Dieser Zustand wird seit Mitte der 70er Jahren allgemein als Burnout-Syndrom (engl. to burn out: ausbrennen) bezeichnet. Fast immer handelt es sich um besonders produktive, leistungsfähige und zielorientierte Menschen, vor allem Personen in sozialen und pädagogischen Berufen (z.B. Ärzte, Pflegekräfte, Lehrer, Erzieher, pflegende Angehörige) sowie in leitenden Positionen (z.B. Manager) sind betroffen.Medizinisch gesehen ist das Burnout-Syndrom kein eigenes, anerkanntes Krankheitsbild. In den meisten Fällen steckt eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung hinter den Anzeichen des „Ausgebranntseins“. Dieser unbefriedigende und belastende Zustand sollte daher nicht hingenommen werden, sondern grundsätzlich von einem Facharzt (Psychiater/Nervenarzt) abgeklärt werden.

Ursachen
Grundsätzlich landet ein Mensch immer dann im Burnout, dem totalen psychischen und körperlichen Erschöpfungszustand, wenn er permanent seine Kraftreserven aufbraucht und dem Körper keine Möglichkeit gibt, sich zu erholen. Häufig kommt es dazu, wenn der Betroffene übermäßig engagiert und ehrgeizig ist und sich ständig selbst unter einen hohen Erfolgsdruck setzt. Als mögliche Risikofaktoren gelten Idealismus, Verantwortungsbewusstsein, Übereifer, Perfektionismus, Zwanghaftigkeit sowie der Wunsch, alles selbst machen zu wollen.

Aber auch äußere Faktoren spielen bei der Entstehung des Burnout-Syndroms eine Rolle: zunehmender Zeit- und Leistungsdruck, wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeiten im Job, die Furcht den Arbeitsplatz zu verlieren, schlechte Bezahlung bei hoher Verantwortung, Überforderung und Mobbing. Zudem fehlt den meisten Betroffenen eine ausreichende Rückmeldung auf das eigene Engagement oder die Unterstützung durch das private und berufliche Umfeld.

Es ist nicht verwunderlich, dass vor allem Personen in sozialen Berufen wie Ärzte und Pflegekräfte vom Burnout betroffen sind. Sie reiben sich häufig für andere auf, können irgendwann keine emotionalen Grenzen mehr zwischen Beruf und Privatleben ziehen und stellen ihre eigenen Bedürfnisse oft hinten an. Diese ständige Anspannung geht an die Reserven, Abschalten in der Freizeit funktioniert nicht (mehr) – der Weg ins Burnout ist geebnet.

Mögliche Warnzeichen
Am Beginn einer Burnout-Krise wirken die Betroffenen alles andere als krank. Im Gegenteil: Sie sind aktiv, sprühen vor Ideen und leisten freiwillig Mehrarbeit. Sie vermitteln den Eindruck, unentbehrlich zu sein, und eigentlich haben sie nie mehr richtig Zeit. Dabei verleugnen sie immer mehr ihre eigenen Bedürfnisse. Die zwischenmenschlichen Kontakte bleiben auf der Strecke – erst die zu Bekannten und Freunden, später auch die zu engsten Verwandten und Partnern. Misserfolge und Enttäuschungen werden einfach nicht mehr wahrgenommen, geschweige denn daraus Konsequenzen gezogen.

Das Burnout-Syndrom schleicht sich häufig so langsam in das Leben der Betroffenen ein, dass der Beginn der Erkrankung meist erst rückblickend erkannt wird. Es fängt ganz harmlos damit an, dass man sich über eine Woche lang schlapp fühlt und zu nichts Lust hat, weder zur Arbeit noch zu etwas anderem. Dieser Zustand führt nicht automatisch zum Burnout-Syndrom er kann aber der Anfang sein. Der Prozess der Erkrankung wird oft von Phasen unterbrochen, in denen es den Betroffenen besser geht. Selten suchen die Erkrankten in diesem Stadium einen Arzt auf.

Krankheitsbild
Ausprägung und Verlauf des Burnouts sind individuell verschieden und hängen stark von der Persönlichkeit des Betroffenen und seinem Umfeld ab. Das Burnout-Syndrom verläuft in der Regel in drei Phasen. In der ersten Phase wechseln sich Überaktivität und Erschöp­fung ab. Kritisch wird es, wenn der Betroffene in seiner Freizeit nicht mehr ausreichend neue Energie tanken kann. In der zweiten Phase stumpft er emotional ab und zieht sich immer mehr zurück. In der dritten Phase geht schließlich seine Leistung zurück, womit er in einem Teufelskreis angelangt wäre. Durch seine geringere Leistung bekommt er weni­ger positive Rückmeldungen, was ihn noch mehr resignieren und weniger belastbar werden lässt. Diese Phase endet meistens mit einer Krankmeldung, manchmal aber sogar mit einer Kündigung oder dem Vorruhestand.

Neben einer schweren Abgeschlagenheit, die mindestens mehr als sechs Monate andauert und welche die Aktivität des Erkrankten stark einschränkt, zeigt das Burnout-Syndrom einige unspezifische Symptome. Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Ohrengeräusche, Schwindelgefühle, Müdigkeit, Konzentrations­störungen, Lustlosigkeit und Reizbarkeit können auftreten. Zudem wirken die Betroffenen häufig unruhig, nervös, pessimistisch, unmotiviert, entscheidungsschwach und wenig selbstbewusst. Die Unfähigkeit sich zu entspannen, eine andauernde Unzufriedenheit sowie die Klage über verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit stehen bei Burnout-Patienten meist im Vordergrund. Ihren körperlichen Beschwerden schenken sie meist weniger Beachtung.

Auswirkungen
Bei Burnout-Patienten kommt es durch die anhaltende Erschöpfung zu einer verminder­ten Leistungsfähigkeit und zu körperlichen Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Gesellen sich auch noch familiäre Schwierigkeiten dazu, steigt nicht selten der Alkohol-, Nikotin- oder Kaffeekonsum. Häufig versuchen sich die Betroffenen selbst, mit Aufputsch-, Beruhigungs-, Schmerz- oder Schlafmitteln aus ihrer Hausapo­theke zu behandeln. Selten wird der Facharzt hinzugezogen, da man keine „Schwäche“ zeigen will. Unbehandelt kann das Burnout-Syndrom sogar zu schweren Depressionen oder zur Drogenabhängigkeit führen.

Einige der schwerwiegendsten Konsequenzen konzentrieren sich auf den Arbeits­platz. Die negative Einstellung zur Arbeit wächst und zeigt sich unter anderem im Dienst nach Vorschrift, zunehmenden Fehlzeiten und einem gereizten Umgang mit Kollegen und Kunden bzw. Patienten, Schülern usw. Berufliche Kontakte werden zum Fall, zum Vor­gang oder zur Bearbeitungsnummer degradiert und damit erlischt die innere Beziehung. Es kommt zu einer ungewohnten seelischen Verhärtung, schließlich sogar verflacht das Gemütsleben. Die mangelnde Sensibilität für die eigenen Belange bleibt dabei unverändert. Am Ende regiert nur noch Ironie, Sarkasmus und Zynismus.

Erkennung
Die Anzeichen eines Burnout-Syndroms müssen sorgfältig von einem Psychiater/Ner­venarzt abgeklärt werden. Möglichen Ursachen der abnehmenden Leistungsfähigkeit und der anhaltenden Erschöpfung wie depressiven Erkrankungen, Angststörungen, Schlafstörungen oder Krankheiten der inneren Organe (z.B. Schilddrüsen­unterfunktion) wird im Rahmen einer umfassenden psychiatrischen und körperlichen Untersuchung auf den Grund gegangen.

Besonders wichtig ist für die Diagnosestellung – wie bei allen psychischen Erkrankungen – das Arzt-Patienten-Gespräch. Der Arzt informiert sich u.a. genau, über Art und Dauer der Beschwerden, den emotionalen Zustand, die eigene Einschätzung möglicher Stress­faktoren, die Gestaltung des Beruf- und Privatlebens sowie den Konsum gesundheits­gefähr­dender Substanzen.

Therapie
Wegen der Verschiedenartigkeit des Krankheitsbildes kann es keine standardisierte The­ra­pie geben, sie muss sich vielmehr nach der individuellen Diagnose richten. In jedem Fall gilt: Je früher man mit der Behandlung beginnt, desto besser. Anfangs reicht oft ein gezieltes körperliches Training aus. In der letzten Burnout-Phase, wenn die Leistung bereits gesunken ist, braucht der Patient meist eine Psychotherapie oder ggf. für eine gewisse Zeit Medikamente zum besseren Ein- bzw. Durchschlafen oder Antidepressiva, wenn sich bereits Zeichen einer schweren oder mittelschweren Depression eingestellt haben.

Zuerst muss der Psychiater/Psychotherapeut/Nervenarzt in einfühlsamen Gesprächen herausfinden, welche psychischen Probleme und Belastungen zum Ausbruch der Krankheit geführt haben. Seine Aufgabe ist es, den Betroffenen wieder zu einer gesunden und geordneten Lebensführung zurückzubringen ‑ vor allem was die Faktoren Schlaf, Genussgifte, Erholungsbedarf, Ernährungsverhalten und körperliche Aktivität betrifft. Übungen zur Stress- und Konfliktbewältigung sowie das Erlernen eines guten Zeit­managements können dabei hilfreich sein. Auch die Arbeitsplatz-Situation, die häufigste Ursache des Burnout-Syndroms, muss diskutiert werden. Wichtig ist hier eine umfassende Aufklärung der meist komplexen Ursachen, eine intensive Motivationsarbeit und vor allem das Gefühl des Betroffenen, vom Therapeuten ver­standen und angenommen zu werden. Eine Burnout-Therapie ist keine vorüber­gehende Maßnahme: Ziel dieser Therapie ist es, die Lebensgewohnheiten und Selbsteinschätzung des Betroffenen nachhaltig zu verändern und Bewältigungsstrategien für den Alltag zu vermitteln.

Je nach Beschwerdebild ‑ mehr erschöpft-resigniert, mehr unbestimmt-ängstlich oder mehr angespannt oder apathisch usw. ‑ hat der Arzt verschiedene Medikamente an der Hand, die den Zustand des Patienten verbessern können. Beispiels­weise stehen pflanzliche Wirkstoffe wie Johanniskraut (stimmungsstabilisierend) oder Baldrian-, Hopfen-, Melisse-, Passionsblume-Präparate (beruhigend) zur Verfügung. Ansonsten bieten sich zeitlich begrenzt Beruhigungs- und Schlafmittel an, eventuell leichte Neuroleptika und Antidepressiva.

Vorsorge
Das A und O um einem Burnout-Syndrom vorzubeugen, ist eine gesunde Lebensweise und ein Gleichgewicht zwischen Beruf, Familie und Freizeit. Wer Anzeichen des Aus­brennens bemerkt, sollte zuallererst auf die eigenen Bedürfnisse achten und sich Ruhe gönnen. Hat man das Gefühl, sich nicht mehr selbst erholen zu können, sollte man sich professionelle Unterstützung bei einem Psychiater und Psychotherapeuten/Nervenarzt suchen. Anfangs genügen oft schon einige Beratungsgespräche, um wieder zu Kräften zu kom­men und ein schweres Burnout zu verhindern.

Zu einer gesunden Lebensführung gehört ein ausreichendes Maß an erholsamen Schlaf, eine regelmäßige körperliche Aktivität am besten an der frischen Luft (Gartenarbeit, Waldspaziergänge, Fahrrad fahren, Joggen usw.) und eine ausgewogene Ernährung. Genussmittel wie Kaffee sollten nicht übermäßig, Nikotin am besten gar nicht konsumiert werden. Ganz wichtig sind Hobbys und sonstige Interessen außerhalb des Berufs. Nehmen Sie sich Zeit zur Entspannung und versuchen Sie, sich Ihre Zeit einzuteilen und das eigene Anspruchsdenken zurückzuschrauben. Zwischenmenschliche Kontakte müssen sorgfältig gepflegt werden, vor allem in Zeiten, in denen man sie nicht zu brauchen scheint. Nur dann kann man in schwierigen Phasen mit dem dringend benötigten Zuspruch rechnen. Sowohl im Beruf als auch im privaten Bereich sollte man grundsätzlich ein zu großes Überengagement vermeiden. Gesünder ist es, seine eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen, die eigenen Bedürfnisse mitzuteilen und auch einmal „Nein“ zu sagen.

Informationen für Angehörige
Nehmen Sie die Klagen Ihres Partners, Familienangehörigen, Freundes oder Kollegen über ständige Erschöpfung, abnehmende Leistungsfähigkeit und permanente Unzufrie­denheit unbedingt ernst. Versuchen Sie, ihn aus dem beginnenden Teufelskreis raus­zureißen und motivieren Sie ihn z.B. zu gemeinsamen freizeitlichen Aktivitäten. Hält der Zustand an, sollten Sie in jedem Fall ärztliche Hilfe durch einen Psychiater und Psychotherapeuten/Nervenarzt in Anspruch nehmen.

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Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Brike Johnson aus Plessa in Brandenburg.
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