Von lauten und leisen Tönen – ein Gesundheitsratgeber

Musik ist so alt wie unsere Menschheitsgeschichte. Und sie ist eine universelle Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird. Musik verbindet Menschen, Nationen, Jung und Alt. So unterschiedlich die Kulturen auch sind: Wiegenlieder zum Beispiel klingen mit ihren langsamen, absteigenden Tonfolgen überall ähnlich. Menschen tanzen zu Melodien und Rhythmen und singen, summen und musizieren einzeln oder in der Gemeinschaft. Musik berührt und inspiriert, rührt zu Tränen oder löst Gänsehaut aus. Ob Pop-Song oder Wagner, der folgende Gesundheitsratgeber zeigt es: Musik bezaubert fast jeden.

Wer ein Instrument lernen, selbst singen oder Musik live hören möchte, hat dazu in der vielfältigen Musikszene jede Menge Gelegenheiten. Berührungspunkte mit den lauten und den leisen Tönen gibt es für jedes Alter und für jeden Musikgeschmack.

Die Hirnforschung hat sich mit Musik befasst und mit Hilfe von bildgebenden Verfahren neue Erkenntnisse darüber gewonnen, was im Gehirn beim Musikhören und Musikmachen passiert. Wenn ein Mensch Musik hört, wird ein kleines Feuerwerk in seinem Gehirn gezündet. Erstens werden körpereigene Glückshormone ausgeschüttet, die sogenannten Endorphine. Außerdem werden mehrere Gehirnregionen gleichzeitig stimuliert, die die Musik verarbeiten und sie zerlegen, um Elemente, wie Melodie und Rhythmus zu verstehen und dann alles wieder zu einer homogenen Musikerfahrung zusammenzusetzen. Ins Bewusstsein dringt die Musik erst, wenn die Reize in das Hörzentrum (Hörkortex) gelangen, wo die Instrumente und Stimmen unterschieden werden. Dies alles geschieht im Bruchteil einer Sekunde.

Noch erstaunlicher ist das, was im Gehirn geschieht, wenn Menschen aktiv .Musik machen: Mehrere Gehirnareale gleichzeitig verarbeiten unterschiedliche Informationen in komplexen zusammenhängenden und erstaunlich schnellen Sequenzen. Beinahe das ganze Gehirn ist gleichzeitig aktiv, insbesondere der visuelle, auditive und motorische Kortex. Denn Musik zu machen, beansprucht ein kompliziertes Zusammenspie! sehr verschiedener Fähigkeiten, wie den Hörsinn, den Sehsinn, den Tastsinn, die Feinmotorik. Es wurde ebenfalls festgestellt, dass beim Spielen eines Instrumentes die Aktivitäten im Corpus callosum, der Brücke zwischen den beiden Hirnhälften, verstärkt wird. Dadurch gelangen Informationen schneller und auf mehreren Wegen durchs Gehirn, was unter anderem Auswirkungen auf das Gedächtnis hat: Musiker weisen eine erhöhte Gedächtnisfunktion auf und speichern und rufen Erinnerungen effizienter ab.

Im Kopf fit bleiben
Das sind starke Argumente, die für das Erlernen eines Instrumentes sprechen. Dies gelingt nicht nur in jungen Jahren, auch ein älterer Mensch hat dazu durchaus noch die Fähigkeiten. Aber: Viele Erwachsene haben Hemmungen, noch einmal Anfänger zu sein. Zweifel kommen vor allem bei denjenigen auf, denen als Kind oft gesagt wurde, sie seien unmusikalisch. Solche Bedenken hört Hauke Kranz, Pianistin und Klavierpädagogin aus Syke, immer wieder. Sie hat sich darauf spezialisiert, Älteren das Klavierspielen beizubringen. Viele ältere Schüler erfüllen sich mit dem Erlernen des Instruments einen lang gehegten Traum. Sie konnten aus den unterschiedlichsten Gründen in ihrer Jugend keinen Unterricht nehmen und haben nun die Möglichkeit dazu. Andere möchten etwas für sich tun, aktiv und fit im Kopf bleiben. Hauke Kranz beobachtet dabei immer wieder, dass Musik das Herz öffnet und sie eine Chance bietet, mit den eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen, spielerisch mit dem Lernen umzugehen und dadurch in eine Haltung des Ausprobierens zu gehen.

Jung und alt gemeinsam
Auch an den Musikschulen nehmen Erwachsene als Wiedereinsteiger oder Anfänger Instrumental- Unterricht: Menschen in Rente, die jetzt Zeit dafür haben, oder Eltern, die gemeinsam mit ihren Kindern musizieren möchten. Das Angebot der Musikschulen beginnt bei den Eltern-Kind-Kursen für die Kleinen ab zwei Jahre. Ältere und junge Musiker finden sich ebenfalls in den Big-Bands der Musikschulen und in anderen Ensembles harmonisch zusammen. Die Musik ist dabei das verbindende Element, das auch die soziale Kompetenz stärkt. Man übt miteinander und lernt voneinander.

Songs schmettern beim Rudelsingen
Miteinander zu musizieren und zu singen, macht einfach Spaß! Nicht nur Klavierpädagogin Hauke Kranz bietet mit ihren »Herzenslieder-Konzerten« regelmäßig Gelegenheiten zum Mitsingen für diejenigen, die Spaß am gemeinsamen musikalischen Erlebnis haben. Ganz zwanglos zusammen zu kommen und miteinander zu singen, ist ein relativ neuer Trend, der sich alternativ zu den traditionellen Chören ausgebildet hat. Am bekanntesten ist in Norddeutschland wohl das »Rudelsingen«. Für diese Events in verschiedenen Städten können Karten über das Internet gebucht werden. Mit musikalischer Begleitung und durch den Songtext auf einer Leinwand unterstützt, können die Teilnehmenden nach Herzenslust mitschmettern. Falsche Tonlage oder schiefe Töne? Beim »Rudelsingen« ist das kein Problem. Hier geht es um die Freude am Singen und nicht um Perfektion. Das senkt die Hemmschwelle enorm. Kein Wunder, dass die Mitsingkonzerte deshalb bei Jung und Alt beliebt sind und diejenigen verbindet, die sich für eher unmusikalisch halten.

Mit Chorarbeit Menschen und Kulturen verbinden
«International, interdisziplinär und über soziale Grenzen hinweg« ist das Motto der EuropaChorAkademie Bremen. Mit ihrer Chorarbeit verbindet sie Menschen und Kulturen und pflegt traditionell das Zusammenwirken von Laien und Profisängern. Die 1997 gegründete EuropaChorAkademie ist ein Ensemble, das Menschen aus vielen Ländern vereint. Zur Zeit kommen die Sänger aus über 25 Nationen. Direkt an die Akademie angebunden ist der BrahmsChor. Hier singen Laien – junge und talentierte Sängerinnen und Sänger aus Nordwest-Deutschland.

Das Niveau und der Anspruch des Chores sind hoch – so hoch, dass immer einige der Sänger die Projekte der EuropaChorAkademie unterstützen dürfen. Bei diesen Projekten sind aber nicht nur Erwachsene beteiligt. 2014 wurde Carl Orffs »Carmina Burana« aufgeführt. Mit dabei: Schüler von einer Grundschule im Umfeld der »Grohner Düne« und damit aus einem sozialen Brennpunkt der Stadt. Die EuropaChor Akademie sucht bewusst diese Art von Kooperationen, will Kinder einbinden und für das gemeinsame Musizieren gewinnen. Und dieses Konzept funktioniert sogar sehr erfolgreich sogar, so die Akademie. Die Profi-Sänger der EuropaChorAkademie waren dabei die Chorpaten für die Kinder. Diese Zusammenarbeit wurde mit Grundschulkindern fortgesetzt. Sie durften bei Bachs Weihnachtsoratorium mitsingen und sogar den Chor nach München begleiten, wo sie gemeinsam mit Schülern von verschiedenen dortigen Gymnasien ein Konzert gaben. Das war natürlich für die Kinder ein echtes Weihnachtsmärchen.

Zur Chorschule gehen
Gemeinsam mit dem BrahmsChor an der EuropaChorAkademie hat die Musikschule Bremen 2014 eine Chorschule für Laiensänger ins Leben gerufen. Da der BrahmsChor ohnehin schon seit Jahren an der Schnittstelle zwischen Laien und Profi-Sängern arbeitet und so begabte Laien effektiv fördert, haben sich für die Chorschule ideal passende Partner gefunden. Im Frühjahr 2015 waren es etwa 30 Schülerinnen und Schüler, die einmal pro Woche Gesangsstunden erhalten und in chorspezifischen Stimmtechniken unterrichtet wurden. Wer zur Chorschule geht, bekommt auch die Möglichkeit, im BrahmsChor mitzusingen und damit auch an einzelnen Chorprojekten der professionellen EuropaChorAkademie teilzunehmen.

Daheim im Konzertsaal
Musik kann man selbstverständlich auch daheim genießen. Wie in so vielen Lebensbereichen geht auch beim Musikhören der Trend hin zu einer immer stärker ausgeprägten Individualität. Viele Musikfreunde möchten heute ihre Musikanlage über das Smartphone oder das Tablet steuern. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, Geräte ganz bequem über das Internet per WLAN miteinander zu verbinden. Darauf hat sich auch der gehobene Fachhandel eingestellt. Bei der Beratung der Kunden stehen die Bedürfnisse und das Nutzerverhalten im Vordergrund. Der Hörer soll lange Spaß an seinen Geräten haben und einen echten Hörgenuss erfahren, deshalb setzt man auf Qualität.

Die Experten des Fachhandels machen auch Wohnungsbegehungen, um vor Ort die ideale Lösung zu finden. Es gibt nicht die eine richtige Anlage, die für alle passt. Individualität ist übrigens nicht nur etwas für den großen Geldbeutel. Man kann auch sehr gut eine Basisanlage nach und nach ausbauen und vor allem die Speicherung von Musik, Film und Foto verzahnen. Bei einer Neueinrichtung werden auf Wunsch auch die schon vorhandenen Geräte mit verwendet.

Wenn laut leise weh tut
Es ist eine Binsenweisheit: Lärm erzeugt. Stress und macht krank. Und während es im öffentlichen und beruflichen Umfeld teilweise umfangreiche Lärmschutzvorschriften gibt, muss im privaten Umfeld jeder selbstverantwortlich mit Lärm umgehen. Auch Musik kann Lärm sein, wenn sie das Umfeld stört oder so laut gehört wird, dass das Hörvermögen langsam einen bleibenden Schaden davonträgt. Dies geschieht meist langsam und zunächst unbemerkt und kann bis zu Schwerhörigkeit und sogar Taubheit führen.

Die Gesundheitsämter listen eine ganze Reihe von Störungen und Beeinträchtigungen auf, die durch Lärm entstehen können. Besonders gefährdet sind junge Menschen, die Musik über Kopfhörer hören oder häufig Diskotheken oder Rockkonzerte besuchen. Zu laute Musik kann zu Schmerzen und Hörermüdung, Tinnitus, Beeinträchtigung des Immunsystems durch Stresshormone, Schlafstörungen, Rückgang der Leistungsfähigkeit in Schule und Arbeit bis hin zu Aggressivität und anderen sozialen Verhaltensauffälligkeiten führen.

Fit mit Musik
Nicht nur zu laute Musik kann schmerzen, auch falsche Haltungen und Überbelastungen beim Musizieren tun weh, führen häufig zu körperlichen Beschwerden und können bleibende Schäden verursachen. Der Bewegungsapparat ist besonders betroffen: Schulter-Hacken-Verspannungen, Rückenschmerzen, Schmerzen an Hand, Handgelenk und Unterarmen bis hin zu Sehnenscheidenentzündung sind nur einige der immer wieder auftretenden Beschwerden bei Musikern. Dies weiß man auch bei der Musikschule Bremen und beteiligte sich als bisher einzige Musikschule im Norden an dem Projekt »Gesunde Musikschule – Fit mit Musik« des Zentrums für Musik, Gesundheit und Prävention (ZMGP). Im Mai 2014 erfolgte die Zertifizierung als »Gesunde Musikschule«. Inzwischen wird man dort auch von anderen Musikschulen in Norddeutschland gebeten, die gewonnenen Kenntnisse über musikphysiologische Grundlagen und Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken im Musikunterricht an das jeweilige Kollegium weiterzuvermitteln. Gesundes musizieren fordert den ganzen Menschen, deshalb ist es so wichtig, dass sich Musizierende oder Sänger in und mit ihrem Körper wohlfühlen und dass Verspannungen und Schmerzen beim Spielen vermieden werden.

Es ist also gar nicht so schwer, aktiv etwas für Wohlbefinden und Gesundheit zu tun: einfach Musik hören, nach Herzenslust singen oder selbst musizieren. Das macht garantiert gute Laune!

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Thomas Klein aus Schönewalde in Brandenburg.
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